Ein Kind im blauen T-Shirt wählt eine Nummer auf einem Mobiltelefon.

Das Kinder- und Jugendtelefon – Ein offenes Ohr für Kinder und Leitende

Anonym, vertraulich und kostenlos: Das KJT macht Beratung im Kinderzimmer möglich. Im Interview mit einer Mitarbeiterin erfahrt ihr mehr.

Das Kinder- und Jugendtelefon ist ein telefonisches Beratungsangebot der Nummer gegen Kummer. Junge Menschen können sich kostenlos und anonym beraten lassen. Wir haben mit Luise* gesprochen, die für das KJT tätig ist und euch das Angebot näher vorstellt.

Liebe Luise, du berätst am Kinder- und Jugendtelefon. An wen genau richtet sich das Angebot eigentlich? Welche Themen bringen die Anrufenden mit?

Luise: Das KJT richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – also alle jungen Menschen, die jemanden zum Reden brauchen oder Unterstützung suchen. Die Themenvielfalt ist dabei riesig. Grundsätzlich kann es um alles gehen, was den Anrufenden in ihrer Lebenswelt begegnet – man kann sich wirklich mit jeder Art von Sorge bei uns melden.

Die Themen sind zum beispiel: Liebeskummer, Mobbing, Streit mit den Eltern oder Freunden, Probleme in der Schule, Ängste, Fragen zur Sexualität oder psychische Belastungen. Viele melden sich auch, weil sie sich Sorgen um andere machen.

Wir hören zu, beraten und stärken – aber wir ersetzen keine medizinische oder rechtliche Beratung und führen auch keine Psychotherapie durch.

Inwieweit kann man einem Menschen, der schwerwiegende Themen mitbringt, in einem Telefongespräch eigentlich helfen? Was ist möglich und wo liegen die Grenzen?

Luise: Jedes Gespräch ist anders. Manche Anrufende wünschen sich konkrete Antworten, andere einfach ein offenes Ohr. Deswegen ist es ganz wichtig, dass das Anliegen am Anfang des Gesprächs klar wird. Generell ist es so, dass wir für die Anrufenden da sein und mit ihnen gemeinsam überlegen wollen, was in der thematisierten Situation helfen kann. Unser Ansatz ist: Hilfe zur Selbsthilfe. Das bedeutet, wir suchen gemeinsam mit den Anrufenden nach Wegen, wie sie ihre Situation verbessern können.
Das Teilen von Sorgen allein wirkt oft schon entlastend. Darüber hinaus können wir auf weitere Beratungs- und Unterstützungsangebote hinweisen.

Natürlich gibt es auch Grenzen: Wenn ein Thema für eine*n Berater*in zu belastend ist, bitten wir die anrufende Person, es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal mit jemand anderem zu versuchen – denn auch unsere Selbstfürsorge ist wichtig.

Was sind deiner Meinung nach die Vorteile des KJT gegenüber anderen Beratungsangeboten?

Luise: Das Kinder- und Jugendtelefon bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen.

Dabei ist es besonders niedrigschwellig: kostenlos, anonym und vertraulich. Niemand muss seinen Namen nennen oder sagen, wo er oder sie wohnt. Und das Gespräch taucht nicht auf der Telefonrechnung auf – die Eltern bekommen also nichts davon mit.

Die Beratungen sind immer individuell, vertraulich, themen- und ergebnisoffen und wertschätzend. Die Zeiten sind für junge Menschen angepasst. Man erreicht uns von Montag bis Freitag von 14-20 Uhr. Wer lieber schreiben möchte, kann auch die Chat- oder Mailberatung nutzen. Letztere ist sogar rund um die Uhr möglich.

Das KJT bietet sich also als hilfreiche Empfehlung an, die unseren Leitenden an Gruppenkinder in schwierigen Situationen weitergeben können. Die Leitenden selbst sind 18 Jahre und älter. Können sie sich auch selbst beraten lassen?

Luise: Ja, selbstverständlich! Auch über 18-Jährige dürfen sich mit ihren Sorgen an das KJT wenden. Alle Themen, die ihnen Sorgen bereiten, können sie ansprechen.
Außerdem gibt es das Elterntelefon – ein ergänzendes Angebot für Eltern und andere Bezugspersonen, das als Gesprächs-, Beratungs- und Informationsangebot genutzt werden kann.

Ein Blick auf die andere Seite der Leitung: Wer sind eigentlich die Beratenden und wie kommt man zu dieser Tätigkeit?

Luise: Die Beratenden beim KJT sind erwachsene Ehrenamtliche mit ganz unterschiedlichem Hintergrund: Studierende, Berufstätige oder Menschen im Ruhestand.
Bevor sie ans Telefon gehen, absolvieren sie eine umfassende Ausbildung. Sie lernen empathisch zuzuhören, Gesprächstechniken anzuwenden, entwicklungspsychologische Zusammenhänge zu verstehen und in belastenden Situationen sicher zu reagieren. Auch Selbstfürsorge ist ein zentrales Thema.

Begleitend zur Tätigkeit nehmen die Beratenden regelmäßig an Fortbildungen und Supervisionen teil. Manche bringen langjährige Erfahrung mit, andere einen frischen Blick auf die Lebenswelt junger Menschen – gemeinsam leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung junger Ratsuchender.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Nummer des Kinder- und Jugendtelefons lautet: 116111

Das Angebot ist Montags bis Freitags von 14:00 bis 20:00 Uhr erreichbar.

Mehr Infos zum Kinder- und Jugendtelefon findest du hier.

Hier findest du Infos über die Ausbildung zur*m Berater*in am Kinder und Jugendtelefon.

Bild: istock / Rouzes

Über den*die Autor*in

Portrait von Arne Leusing

Arne Leusing

Arne ist Medienreferent im Diözesanbüro und Mitglied im Arbeitskreis Kommunikation und Medien.