Dass ihr als Leitende euch bei Vorfällen oder Verdachtsfällen bei Fachberatungsstellen melden könnt, habt ihr in euren Präventionsschulungen alle schon gehört. Doch was genau erwartet euch, wenn ihr diese Angebote nutzt? Wir haben für euch nachgefragt – und zwar bei Anne Ostendorf, einer Beraterin bei KiM, der Fachberatungsstelle des Kinderschutzbunds in Münster.
Anne: Der Kinderschutzbund ist als Lobby für Kinder ein bundesweit vertretender gemeinnütziger Verein. Konkret setzt er sich für die Kinderrechte, den Kinderschutz und die Verbesserung von Lebensbedingungen von Kindern ein. Neben 16 Landesverbänden halten über 400 Orts – und Kreisverbände dazu unterschiedliche Angebote vor. Vielen bekannt aus der Arbeit des Kinderschutzbund ist sicher das ehrenamtlich geführte Kinder- und Jugendtelefon, die sogenannte Nummer gegen Kummer, oder zum Beispiel die neue Kampagne „Wen kümmert´s“, die auf die aktuelle Krise der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen möchte.
Hier im Ortsverband Münster gibt es unter dem Dach des Kinderschutzbundes unter anderem unsere hauptamtlich geführte Beratungsstelle KiM – KiM steht dabei für „Kinder im Mittelpunkt“. Die wesentliche Berücksichtigung der kindlichen Perspektive ist für uns unverzichtbar. Der Einsatz von meinen Kolleg*innen und mir gilt insbesondere einem gewaltfreien und sicheren Aufwachsen von Kindern, wir informieren und beraten daher zu allen Formen der Gewalt. Mit Kindern meinen wir dabei ausdrücklich alle jungen Menschen bis zu einem Alter von 18 Lebensjahren.
Anne: Besonders wichtig ist es KiM, Kindern ein eigenständiges und (eltern)unabhängiges Beratungsangebot zu machen. Darüber hinaus sind natürlich ihre Bezugspersonen wie Eltern, Angehörige oder Fachkräfte aus Kita, Schule oder dem Freizeitbereich unsere Adressat*innen – somit auch Pfadfinder-Leiter*innen. Bei der Vermutung von einer Betroffenheit von Gewalt oder Sorgen zum Kindeswohl von Gruppenkindern sind wir ansprechbar. Häufige Gründe für eine Meldung bei uns sind Aussagen von Kindern zu einem eigenen Gewalterleben, Mitteilungen von Peers oder eine eigene Beobachtung zu einem Kind, die Sorgen oder Unsicherheit verursacht. Damit muss und sollte niemand in seiner/ihrer Zuständigkeit allein bleiben, sondern kann eine Fachberatung in Anspruch nehmen.
Anne: Die Kontaktaufnahme zu uns erfolgt telefonisch oder per Mail. Nachfolgend wird dann ein Beratungstermin mit einem*r Berater*in von KiM vereinbart. Die Fachberatung selbst erfolgt telefonisch oder persönlich in unserer Beratungsstelle und ist für die ratsuchende Person kostenfrei und ausgerichtet an ihrem Bedarf. Konkret bedeutet das: wir hören der ratsuchenden Person zu, erörtern ihre Sorgen und ihr Anliegen, bieten Orientierung und schätzen Situationen und mögliche erforderliche Handlungsschritte gemeinsam ein. Im Fall einer Beratung als Pfadfinder-Leiter*in wird von uns auch die damit verbundene Rolle und Aufgabe im Verein beachtet.
Anne: Wir sind verpflichtet, die gesetzliche Schweigepflicht zu wahren und arbeiten vertraulich, das bedeutet die Daten der ratsuchenden Person sind geschützt. Auf Wunsch dürfen ratsuchende Personen auch anonym bleiben. In der Beratung von Fachkräften arbeiten wir grundsätzlich nicht mit den Klarnamen der betroffenen Kinder, um ihren Schutz zu gewährleisten.
Anne: Wie beschrieben gibt es bundesweit über 400 Ortsverbände des Kinderschutzbundes. Diese haben in ihrer Ausgestaltung ganz unterschiedliche Profile. Viele arbeiten, wie wir in KiM, in einer Beratungsstelle organisiert. Eine Anfrage lohnt sich also. Falls der orts- oder kreisansässige Verband kein Angebot vorhält, empfehlen wir, den zuständigen Landesverband anzufragen. Weitere hilfreiche Kontakte bei Verdacht von Gewaltbetroffenheit eines Kindes können sowohl die Jugendämter vor Ort sein als auch die Nachfrage im jeweiligen Bistum oder der Gemeinde nach entsprechenden Ansprechpersonen.
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