In der pfadfinderischen Welt sind Kurat*innen eine Eigenart katholischer Verbände. In den meisten Verbänden ist eine gemeinschaftliche Leitung vorgesehen. Leitung ist also nie solitär – Einzelkämpfer*innen, sondern immer in einem Zusammenspiel der Geschlechter, der Ansichten, der Perspektiven und Charaktere. Die Erfahrung von Leitung in Gemeinschaft ist ein Lernfeld und eine große Stärke unserer Bewegung.
Gemeinsam mit der PSG kennen wir in der DPSG ein Vorstandsamt, das eine spirituelle Perspektive in die Vorstandsarbeit und in die jeweilige Gruppierung einbringen kann. Spirituelle Perspektive? In unserer Pädagogik gehen wir davon aus, dass zu den verschiedenen Facetten des Menschseins auch Spiritualität, Glaube und Religion gehört. Es ist eine ganzheitliche anthropologische Sicht auf den Menschen, die schon in unserer Gründung angelegt ist. Das „Duty to God“, die Verantwortung vor Gott und dass „Pfadfinder eine Religion“ haben müssen, geht auf Baden Powell selbst zurück.
Kurat*innen gibt es in den Stämmen, Bezirken und auf Diözesan- und Bundesebene. Diese Aufgabe kann aber auch in Gemeinschaft mit den Referent*innen in den Stufenleitungen der jeweiligen Ebenen wahrgenommen werden.
Interessierte aus unserem Verband oder den Gemeinden, die Kurat*in in der DPSG werden möchten und keine theologische Ausbildung haben, können sich in diesem Kurs entsprechende Kenntnisse holen und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Der Kurs ist – neben der Wahl und Zustimmung der jeweiligen kirchlich Verantwortlichen – eine Voraussetzung für die Übernahme des Kurat*innenamtes. Das wird in der Praxis nicht immer durchgehalten. Bei Wahl sollte zumindest die feste Absicht vorhanden sein, einen Kurs bei nächster Gelegenheit mitzumachen.
Einen Kurat*innenkurs kann auch besuchen, wer sich gerne fortbilden und Fähigkeiten vertiefen möchte oder sich als Pfadfinder*in theologisch in der Spiritualität unseres Verbandes fit machen möchte.
An vier spannende Wochenenden bilden wir in Kooperation mit den fünf Diözesanverbanden NRWs Kurat*innen aus. In unserem Diözesanverband gehört der niedersächsische Teil selbstverständlich dazu.
Wir führen aber kein abgeflachtes Theologiestudium durch! Stattdessen setzen wir Elemente zur Selbsterfahrung und persönlichen Auseinandersetzung mit dem Glauben ein. Wir arbeiten prozessorientiert und klären praktische Fragen zur Gestaltung des religiösen Lebens im Stamm und in den Kinder- und Jugendstufen. Beim anwendungsbezogenen learning by doing reflektieren wir die Grundlagen unserer pfadfinderischen Spiritualität und unsere verbandliche Theologie. Die Teilnehmer*innen bestimmen durch ihre Bereitschaft, eigene Erfahrungen und Fragen einzubringen, das Kursgeschehen mit.
Im Laufe des Kurses werden immer wieder Gottesdienste in verschiedenen liturgischen Formen (Wort-Gottes-Dienst, Gottesdienst unterwegs, Heilige Messe, Morgen- und Abendrunden u.ä.) gefeiert. Auch hier kann man sich ausprobieren und sich einbringen.
Voraussetzung für die Teilnahme ist – ähnlich wie bei einer WBK-Anmeldung – die Zustimmung des bzw. der Diözesankurat*in, dokumentiert durch die Unterschrift auf dem Personalbogen.
Und hier die Inhalte und Themen der vier Wochenenden.
Es geht um die eigene Biografie und die unterschiedlichen Glaubenswege der Teilnehmenden. Bereichernd ist hier oft zu erfahren, wie unterschiedlich Frömmigkeit und Spiritualität sein kann und gleichzeitig wie verbindend der gemeinsame Glaube ist.
Nächstenliebe, Glaubensinhalte, Gottesdienst und Gemeinschaft machen das religiöse Leben aus – auch in unserem Verband. Glaube vollzieht sich in der Tat.
Die katholische Kirche in ihrer jetzigen Krise und mit so mancher Grundposition führt Menschen aber auch in eine Spannung zu ihren persönlichen Überzeugungen. Dafür ist an diesem Wochenende in aller Ehrlichkeit Platz und Raum.
Das Wochenende findet meist gemeinsam mit den Ausbildungsgängen der anderen Region auf Bundesebene statt. Es thematisiert die eigene Rolle als Kurat*in und die Verbindung der DPSG mit der katholischen Kirche bzw. der katholischen Kirche mit der DPSG.
Für den Glauben brauchen wir gemeinsame und persönliche Feierzeiten. An diesem Wochenende können sich die Teilnehmenden ausprobieren und Wissen und Erfahrungen teilen. In strukturierten Feedbackrunden gibt es konstruktive Rückmeldungen. Learning by doing ist die Methode in diesem Modul.
Weitere Informationen zum Kurs und zur Aufgabe der Kurat*innen gibt bei unserem Diözesankuraten Andreas sowie in den Satzungen und Ordnungen unseres Verbandes.
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