Die Pfadfinderbewegung in Norwegen

Norwegen ist für viele Deutsche ein Urlaubsland mit Bergen, Fjorden und Mitternachtssonne. Nicht wenige waren auch zu Pfadfinderlagern im Norden und haben einen Teil der Pfadfinderbewegung dort erlebt. Der Arbeitskreis […]

Norwegen ist für viele Deutsche ein Urlaubsland mit Bergen, Fjorden und Mitternachtssonne. Nicht wenige waren auch zu Pfadfinderlagern im Norden und haben einen Teil der Pfadfinderbewegung dort erlebt. Der Arbeitskreis Internationales stellt Euch die Pfadfinderbewegung in Norwegen vor.

Geschichte 

Die Pfadfinderidee kam nach Norwegen um 1909, als ein Offizier in Oslo eine Jugendgruppe für Jungen, basiert auf Baden-Powells Idee, innerhalb der organisierten Sportbewegung eingerichtet hat («Norske Gutters Speiderkorps»). Nach kurzer Zeit gab es mehrere Gruppen in anderen Landesteilen. In 1911 wurde ein konkurrierender Bund gestartet («Norsk Speidergutt-Forbund» – NSF), wo weniger Gewicht auf Uniform und Disziplin gelegt wurde, dafür mehr auf Spielaktivitäten. Nach einiger Zeit haben wurden die Abteilungen des 1909-er Bundes in den 1911er Bund aufgenommen, und seit 1912 gab es den ersten Bund nicht mehr.  

Es folgten mehrere Jahre ohne eine entsprechende Bewegung für Mädchen. Freie Gruppen gab es jedoch schon seit 1910. Nach einiger Vorarbeit wurde aber in 1920 «Norges KFUK-Speidere» gestartet (KFUK entspricht CVJF – Christlicher Verband Junger Frauen), und in 1921 kam auch «Norges Speiderpikeforbund» – NSPF, während die Jungen in CVJM zuerst eine Pfadi-ähnliche Aktivität hatten, in 1947 aber Teil des NSF wurde.  

Während der deutschen Besetzung 1940-45 wurde die gesamte Pfadfinderbewegung von der Besatzungsmacht verboten, aber viele kleine Gruppen haben ihre Aktivität dennoch aufrechterhalten. 

Die Nachkriegsgeschichte wird hier bloss kurz zusammengefasst. NSPF und NSF (ohne CVJM) haben sich in April 1978 zu einem gemeinsamen Bund «Norges speiderforbund» – NSF zusammengeschlossen, während die Pfadis in CVJM und CVJF einen gemeinsamen Bund 2003 bildeten – «Norges KFUK-KFUM-speidere», kurz K-M, und K-M und NSF haben einen gemeinsamen Überbau «Speidernes Fellesorganisasjon», der die Verbindung zu WAGGGS und WOSM bildet. Die weiblichen Mitglieder sind auch Mitglieder der WAGGGS, und die männlichen sind Mitglieder der WOSM. Zur Zeit hat NSF knapp 20000 und K-M etwa 11000 Mitglieder. 

Innerhalb des Bundes NSF gibt es 6 landesdeckende Verbände, die von Glaubensverbände unterstützt werden: Pfadfinder in der Methodistkirche, im Missionsbund, im Blauen Kreuz, in der evangelischen Freikirche, in der Baptistkirche, und in der Heilsarmee. Der Grossteil der Mitglieder des NSF gehören keine dieser Verbände an. Es gibt jedoch Einzelgruppen, die mit örtlichen Kirchengemeinden in der (ev.) Volkskirche ggf. der katholischen Kirche verbunden sind. 

Die Verbandsarbeit 

Beide Bünde haben einen ähnlichen Aufbau in Altersgruppen. Innerhalb einer örtlichen Gruppe gibt es meistens 2 oder 3 der folgenden Einheiten, hier mit den Bezeichnungen des NSF: 

  • Alter 6-8: Bever (Biber), in Biberfamilien eingeteilt. 
  • Alter 8-10: Småspeider (Kleinpfadfinder), in “kull” mit etwa 6 Kindern eingeteilt. 
  • Alter 11-16: Speider (Pfadfinder), ein Trupp besteht aus mehreren Patroullien, von zwei der jungen Mitgliedern geleitet. Viele Pfadi-Gruppen haben diese Altersspanne in zwei geteilt: «Stifinner» (wörtlich: Pfadfinder) 11-13 mit grösserem Anteil an Anleitung durch Erwachsene, und «Vandrer» (Wanderer) 14-16 wo die jüngeren Leiter eine grössere Verantwortung tragen und die Patrouillen meistens selbstständig mit ihren Aufgaben arbeiten und auch auf Ausflügen reisen –  wie Wochenend-Übernachtungen in Hütten und im Freien. Die Pfadfindergruppen, die mit Booten in der See arbeiten, haben Patroullien, die oft ein oder zwei eigene Boote haben, und die jungen Schiffsführer der Boote müssen eine eigene Zulassung als Bootsführer haben. 
  • Alter 16-18/20 und bis mehr-und-zwanzig: Rover 

Die Alterseinteilung richtet sich hauptsächlich nach den Schulklassen einteilung, so alle Mitglieder einer Schulstufe in dieselben Einheit der Pfadfinder kommen können, unabhängig vom Geburtstag. 

Um (erwachsener) Leiter zu werden, muss man eine Training durchgehen, und auch eine Jugendschutz-Bescheinigung der Polizei vorlegen können. 

Der Überbau der Pfadfindergruppen sind 

  • der Kreis, der aus allen Gruppen eines geographischen Gebiets besteht, 
  • der Bund. 

Jede Pfadfindergruppe wählt ihre Vertretung zum Kreisthing; mindestens ein/e Vertreter/in muss künger als 18 sein; 

Jeder Kreis wählt im Kreisthing den Kreisvorstand und seine Vertretung zum Bundesthing («Speiderting»). 

Das Leben in der Einheit besteht aus praktischen und theoretischen Einsatz, mit grossem Anteil an Spiel und Lernen durch Praxis. Die Patrouillen gehen gerne auf Ausflügen im Wald und mit Booten. Da in Norwegen jeder sich in Wald und Berg wandern und übernachten darf (mit zeitlicher Begrenzung), muss keine besondere Erlaubnis der Grundbesitzer eingeholt werden. 

Alle vier Jahre haben die Bünde ihre Bundeslager; für K-M kommt der nächste in 2018 und für NSF in 2017. Die Pfadi-Gruppen, die mit Booten arbeiten (Seepfadis) haben zusätslich ihre eigene gemeinsamen Lager. 

Auch Norwegen nimmt Teil am jährlichen JOTA/JOTI, und viele 14-18-jährige fahren mit zu den Weltjamborees; zum Jamboree in Japan in 2015 waren insgesamt etwa 720 norwegische Pfadfinder gereist (davon auch eine Reihe Erwachsene als Reiseleiter und  Progranm-Mitarbeiter). 

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AK Internationales