„Die rennen doch nur durch den Wald und verkaufen Kekse, um sich ihre Abzeichen zu verdienen“… Sicherlich jeder von euch hat schon einmal etwas in der Art zu hören gekriegt.
So mancher amerikanische Film trägt bildgewaltig dazu bei, dass wir gerne als Abzeichen behangene Keksverkäufer gesehen werden. Aber unsere Abzeichen, Patches oder einfach Aufnäher sind für uns wertvolle Erinnerungen an erlebte Abenteuer. Wir feiern mit ihnen neue Freundschaften, glorreiche Stufenwechsel und die damit verbundene, persönliche Pfadfindergeschichte. Und: Verbringen wir nicht gerne unsere Zeit in und für die Natur und versuchen die Welt ein bisschen besser zu machen? Das funktioniert halt nicht, wenn man nur im Zimmer hockt, anstatt durch die Wälder zu streifen und besonders den Kids zu zeigen, was es zu bewahren gilt.
Eine Umfrage unter internationalen Pfadfindern hat neben dem Genannten, eher augenzwinkernden Vorurteilen, auch immer wieder ein Thema ans Licht gebracht, dem man nicht so leicht mit einem Lächeln entgegnen kann.
So fällt es vielen schwer, die nicht vorhandenen Zusammenhänge zwischen der Pfadfinderbewegung und der Hitlerjugend zu sehen. Die tragen braune Hemden, Halstücher, treten in Gruppen auf, das sind Nazis, ganz klar. In den Rückmeldungen waren es meist ältere Personen, die Gruppen in Kluft als Hitlerjugend oder Nazis bezeichneten, teils lauthals beschimpften. Es wurde angemahnt, wieso man denn „so offen und auch noch in den Hemden“ hier stehen würde.
Nicht selten müssen Gruppenleiter im Nachgang Aufklärungsarbeit leisten, um den anwesenden Kindern zu erklären warum ihre (in einem Fall) Wölflingsleiterin, die in Kluft und mit Dreads am Bahnsteig mit ihnen wartet, minutenlang als Nazi beschimpft wird.
Einerseits lässt einen das wache Auge etwas hoffen, auch wenn die augenscheinliche Gruppe Nazis sich als reisende Jugendgruppe einer christlichen Vereinigung entpuppt. Andererseits ist deutlich mehr Aufklärungsarbeit von Nöten, wenn eine Gruppe Kinder und Jugendliche darunter leiden muss, nur weil sie einheitliche Hemden tragen.
Aber selbst in Österreich, wo die Hemden bewusst in Rot gewählt wurden, gibt es Vorurteile die schon als Anfeindung bezeichnet werden können. Man wird als militärische Vereinigung beschimpft, die kleine Kinder mit Messer ausstatten und zu Disziplin drillen.
Vielleicht sollte man Menschen, die mit ihrem falschen Halbwissen für Unruhe und Verwirrung sorgen, einfach mal an die Hand nehmen, ans Lagerfeuer setzen, ein Stockbrot in die Hand drücken und zeigen, wie unglaublich militärisch doch so Gitarrenabende unter freiem Sternenhimmel sind.
Übrigens: Pfadfinder stinken nicht. Wir riechen nach Abenteuer.
Bild: Christina Behrens