Die Winterzeit ist die Zeit der Bräuche. Die meisten bekannten Bräuche stehen dabei im Zusammenhang mit der Kirche, beispielsweise der Martinsumzug oder die Sternsinger. Es gibt aber auch zahlreiche Bräuche, die nichts (oder nichts mehr) mit der Kirche zu tun haben. Einige stellen wir euch hier vor.
Der Stephanitag, auch Stefanitag oder Stephanstag genannt, wird am 26. Dezember als Gedenktag des heiligen Diakons Stephanus gefeiert. Er gilt als erster christlicher Märtyrer, weswegen sein Gedenktag meist in der liturgischen Farbe Rot zelebriert wird.
In römisch-katholisch geprägten Gegenden existierten bis weit in das 20. Jahrhundert zahlreiche Bräuche, die am 26. Dezember auf die Person des Heiligen und dessen (überlieferte) Biographie Bezug nehmen.
Einer dieser Bräuche ist das „Stephanus-Steinigen“, das vor allem im Münsterland beliebt ist: Am zweiten Weihnachtsfeiertag ziehen mehr oder weniger familienmüde und trinkfeste Menschen – meist Männer – von Kneipe zu Kneipe. Jeder trägt einen Stein in der Tasche, den er auf Anfrage auf die Theke legen muss. Kann er diesen Stein nicht vorweisen, kostet ihn das eine Runde.
Boßeln ist eine Sportart, die in verschiedenen Teilen Europas gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen.
Ursprünglich ist Boßeln eine Mannschaftssportart, die in verschiedenen Varianten auf freien Flächen, öffentlichen Straßen oder befestigten Wegen gespielt wird.
Die Hochburgen des Boßelns liegen in Ostfriesland, Emsland, Teilen des Oldenburger Landes und den Niederlanden. Auch in Irland ist das Spiel verbreitet. Der Brauch findet oft in geselliger Runde statt, etwa bei einer Kohlfahrt, wobei Spiele und der Spaß am Miteinander im Vordergrund stehen.
Das Grünkohlessen ist ein beliebter Brauch in Norddeutschland, den Niederlanden und Skandinavien.
Traditionell geht einem winterlichen Grünkohlessen eine Kohlfahrt voraus – ein Ausflug durch die Natur, an dessen Ziel der Gasthof steht, in dem das Essen serviert wird.
Dazu gehören auch Geländespiele wie Boßeln oder Klootschießen. Im Gasthof wird Grünkohl serviert, der je nach Region mit Buchweizengrütze, Haferflocken, karamellisierten Kartoffeln oder speziellen Würsten wie Pinkel oder Bregenwurst zubereitet wird. Den Höhepunkt bildet die Ausrufung des Kohlkönigs oder des Kohlkönigspaares.
Bei der Feuerzangenbowle handelt es sich um ein Getränk mit Tradition. Sie besteht aus einem Gemisch aus Rotwein, Rum und Zucker.
Bereits im römischen Imperium, vor der Zeit von Julius Cäsar, soll die Feuerzangenbowle verbreitet gewesen sein. Im Mittelalter flammte dieser Brauch wohl erneut auf und sorgte aufgrund seines fast schon sektenartigen Kultes für gesellschaftliche Differenzen.
Im 18. Jahrhundert wurde sie besonders unter Studenten beliebt und erhielt ihren Kultstatus durch den Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann. Heute wird sie häufig auf Weihnachtsmärkten angeboten oder traditionell zu Hause zubereitet: Ein Zuckerhut wird mit Rum getränkt und über einem heißen Topf mit Glühwein angezündet.
Das Neujahrshörnchen, auch Piepkuchen genannt, ist ein süßes Gebäck, das traditionell in Norddeutschland gebacken wird. Es besteht aus einem dünnen Waffelteig, der mit Kardamom, Zimt oder Anis verfeinert wird.
Im Münsterland ist eher die Bezeichnung Piepkuchen geläufig. Dabei ist der verwendete Teig nahezu derselbe, jedoch die Zubereitung unterscheidet sich. Das Gebäck wird dabei selten nach dem Backen gerollt, sondern in der platten, runden Form belassen. Häufig steht hierbei auch das Ritual „Piepkuchen backen“ im Vordergrund, wo traditionell die Gebäckstücke auf offener Flamme mit antiken Waffeleisen ausgebacken werden.
Beim Zusammendrücken der beiden Waffeleisen erzeugt der Teig dabei ein hohes Fiepgeräusch – daher der Name.