„Eigentlich wollen wir doch alle das Selbe, …“  

… sollte man meinen. Schließlich sind wir alle Pfadfinder*innen, eine DPSG, ein Verband. Und doch gibt es innerhalb der DPSG große Unterschiede, beispielsweise in der Durchführung des Stufenwechsels oder in […]

… sollte man meinen. Schließlich sind wir alle Pfadfinder*innen, eine DPSG, ein Verband. Und doch gibt es innerhalb der DPSG große Unterschiede, beispielsweise in der Durchführung des Stufenwechsels oder in der Stufenarbeit an sich. Dabei sind die verschiedenen Gruppen und Stufen mit ihren ganz eigenen Leitlinien für alle Stämme, Bezirke und Diözesen der DPSG gleich. 

Seit 2018 gibt es in der DPSG die Biber, auf Diözesanebene ist diese Altersgruppe leider noch nicht vertreten, es gibt aber durchaus Stämme, die eine solche Gruppe haben. Die Bibergruppe bietet einen frühen Einstieg in das Thema Pfadfinden für Kinder ab vier Jahren. Sie erobern spielerisch die Welt und finden neue Freundinnen und Freunde. 

Bei den Wös wiederum gibt es fünf Wölflingszeichen, die den Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren eine Orientierung bieten sollen. Dabei geht es darum, dass sie die Welt in all ihren Facetten entdecken können und dabei von ihren Leitenden begleitet werden. Deren Aufgabe ist es vor allem, eine Struktur zu bieten, in der die Kinder sich frei entfalten können. Zentral ist auch das gemeinsame Erleben und das gegenseitige Kennenlernen der Wös untereinander. Freie Meinungsäußerung und Selbstbewusstsein gehören ebenso dazu wie Verantwortung für sich selbst, Andere und die Umwelt.  

Für die Juffis spielt das Abenteuer die wichtigste Rolle. Sechs davon werden in der Stufenpädagogik genannt. Wo werden mehr Abenteuer erlebt als auf einem Hike oder der Streife? Das gemeinschaftliche Entdecken und Erleben von Zusammenhalt, Identität und neuen, unter Umständen herausfordernden Situationen prägt die 9- bis 13-Jährigen nachhaltig. Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kinder im Trupp werden aufgegriffen und gemeinsam thematisiert.  

Auf die Juffistufe folgt die Pfadistufe. Den 12- bis 16-Jährigen sollen acht „Wagt-es!“-Sätze eine Orientierung im Leben bieten. Im Alter der Pubertät spielen die Identitätsfindung und das Entdecken von Neuem eine wichtige Rolle. In der Pfadistufe geht es deshalb um die „großen Fragen“ des Lebens. Wer bin ich, wer möchte ich sein, was ist mir wichtig? Der Trupp begleitet die Jugendlichen bei Erfolgen und Rückschlägen und bietet den nötigen Rückhalt für die Beantwortung dieser Fragen.  

Die älteste Stufe sind die Rover*innen. Bei den 15- bis 20-Jährigen gibt es sechs Schwerpunkte, die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch ihre Roverzeit begleiten. Auch hier geht es um die Übernahme von Verantwortung, das Verlassen der eigenen Komfortzone und die Bildung einer eigenen Meinung und Identität. Leitungspersonen stehen als Begleitung und Vorbild zur Verfügung, um einen sicheren Raum für die Rover*innen zu bieten.  

So unterschiedlich die Stufen auf den ersten Blick zu sein scheinen, so viel haben sie doch gemeinsam. Der Schwerpunkt der Bildung in der DPSG liegt hier deutlich auf der Charakterentwicklung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Gruppen sollen als Schutzräume verstanden werden, in denen Pfadfinder*innen sich ausprobieren können und Zusammenhalt finden. Das Infragestellen von Identität, Spiritualität und der (eigenen) Umwelt ist ein fester Bestandteil der Gruppenarbeit. Im Vordergrund dabei steht auch immer das Neue, wie Abenteuer zu erleben und verschiedene Menschen und Kulturen kennenzulernen. Die Methoden, um diese Ziele zu erreichen, sind so vielseitig wie die Menschen in der DPSG. Deswegen sehen Gruppenstunden, Stammesversammlungen und Stufenwechsel auch in jedem Stamm unterschiedlich aus. Wir möchten den Fokus hier gerne auf den Stufenwechsel legen. Dieser stellt eine große Veränderung im Leben der Kinder und Jugendlichen dar: Sie verlassen ihre alte Gruppe als „sicheren Hafen“ und sind plötzlich wieder die Jüngsten, müssen ihren Platz in einer neuen Gruppe mit neuen Menschen finden. Sie lernen neue Persönlichkeiten, Führungsstile und Methoden kennen. Irgendwann sind sie dann die Ältesten, übernehmen Verantwortung und helfen den Neuen, sich in der Gruppe zurechtzufinden. Es ergibt sich eine ganz neue Gruppendynamik, die Chancen und Herausforderungen bietet.  

Um den Übergang von einer Stufe in eine andere zu gestalten, gibt es viele Wege und Mittel. Einige davon möchten wir euch hier vorstellen, vielleicht ist hier etwas dabei, dass ihr einmal in eurem Stamm ausprobieren möchtet! 

  1. Zeitpunkt des Stufenwechsels: Integriert den Stufenwechsel doch einfach mal ins Lager, dort herrscht eine ganz andere Atmosphäre. Oder wie wäre es mit einer Stammesversammlungs-Stufenwechsel-Kombination? Dann sind nicht nur mehr Menschen bei der Stammesversammlung, es bekommen auch Eltern mit, was so ein Stufenwechsel überhaupt ist. Ein Wochenende mit Übernachtung bietet sich auch an; gerade für die jüngeren Kinder ist das ein echtes Abenteuer. 
  1. Stufenwechsel mit Versprechen: Diese Variante ist ein schöner Abschluss für die Zeit in einer Stufe – mit Abgabe des Versprechens steigt das Kind bzw. der Jugendliche dann in die nächste Stufe auf. Denkbar wäre auch, das Versprechen als Einstieg in eine neue Stufe abzulegen, damit sich alle mit den Themen der entsprechenden Stufe auseinandersetzen. 
  1. Aufgaben: Hier denkt sich die Stufe eine Aufgabe für alle aus, die jetzt neu dazukommen. Das können Kooperationsübungen, kleine Spiele oder Gesten sein. Beispielsweise überlegen sich alle Juffis, dass die aufsteigenden Wös durch ein Springseil laufen müssen. Alternativ kann sich auch die Leitendenrunde eine Aufgabe überlegen, die alle absolvieren müssen, unabhängig vom Alter und der Stufe. 
  1. Halstücher: Eine schöne Geste ist es, wenn den neuen Mitgliedern der Stufe das Halstuch von den älteren Kindern und Jugendlichen umgelegt wird. 
  1. Schnuppern: Besucht doch einfach mal andere Stämme und tauscht euch aus; welche Traditionen gibt es dort? Die meisten Stämme freuen sich bestimmt über Besuch von anderen Pfadfinder*innen bei ihren Stufenwechseln! 😊  

Das Durchlaufen der Altersstufen und ihrer verschiedenen Konzepte, die doch alle dasselbe wollen, lässt sich unserer Meinung nach ganz einfach zusammenfassen: Wunderbar wandelbar! 

Über den*die Autor*in

Marcel Wichert (Wös), Judith Frieser (Juffis), Henrike von Bobart (Pfadis)