Smartphones sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das betrifft sowohl Leitende als auch Jugendliche und Kinder. Sie sind wesentlicher Teil unserer täglichen Kommunikation und unterstützen uns auf verschiedenste Weise im Alltag, sei es als Wecker, Kalender, Navigationsgerät oder einfach zur Unterhaltung. Da stellt sich die Frage, welche Rolle das Smartphone im Kontext der Pfadfinder insbesondere im (Sommer-)Lager spielen kann und soll. In diesem Artikel möchte ich darstellen, wie wir bei uns im Stamm den Umgang mit elektronischen Geräten (Handys, Smartphones, Smartwatches, Spielekonsolen, etc.) handhaben und unseren Standpunkt erläutern.
Schon in Gruppenstunden machen wir die Erfahrung, dass die Kinder stark auf ihre Handys fokussiert sind, wenn sie diese dabeihaben. So findet wenig Interaktion untereinander statt. Aus diesem Grund sollen auch in den Gruppenstunden die Handys eigentlich zuhause bleiben.
Im Lager wäre es bei Pfadis und Rover*innen ein Stück weit naiv, das Mitbringen von Smartphones zu untersagen. Erfahrungsgemäß haben die Jugendlichen eh ein Smartphone dabei (ob wir es erlauben oder nicht). Gleichzeitig soll im Lager natürlich die Gemeinschaft im Vordergrund stehen, daher dürfen die älteren Stufen ihre Smartphones zwar mitbringen, aber sollen sie nur im Zelt nutzen, solange es das Miteinander auf dem Platz nicht stört. Auch haben die Jugendlichen nur begrenzt Möglichkeiten, ihre Handys zu laden. Zwar haben wir aus verschiedenen Gründen grundsätzlich Strom im Küchenzelt und damit ein oder zwei Steckdosen zum Laden zur Verfügung, diese sind jedoch vorrangig für die Leitenden. Als Leitende ist das Smartphone im Lager kaum wegzudenken. So können wir nicht nur im Notfall agieren, sondern bleiben auch erreichbar für die Eltern, können die Wetterprognose checken, das Wecklied starten und unkompliziert den Weg zum Badesee in Erfahrung bringen.
Anders sieht es bei den jüngeren Stufen aus: Auch bei den Wös und Juffis besitzen immer mehr Kinder ein Smartphone. Weil in diesen Stufen oft Chaos in den Zelten herrscht und Dinge – auch außerhalb – leicht verloren gehen, dürfen die Kinder keine Handys mitbringen. Außerdem besitzen nicht alle Gruppenmitglieder ein Handy.
Denn die Möglichkeit, die Eltern zu kontaktieren, bietet viel Potenzial für Heimweh. Außerdem möchten wir auch nicht, dass die Eltern intensiven Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen, damit die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen und sich im Lager frei entfalten können ohne den direkten Einfluss der Eltern. So haben die Kinder nach dem Lager auch viel mehr zu erzählen. Dafür nehmen wir in Kauf, dass die Kinder in den ersten Tagen wenig mit sich in ihrer Freizeit anfangen können und manchmal über das Fehlen von Smartphone, Tablet und Co. lamentiert wird. Wenn sie sich aber 1-2 Tage eingelebt haben, sind alle miteinander beschäftigt und Handys kein Thema mehr. Hinzukommt, dass unser Programm grundsätzlich so gestaltet ist, dass für die jüngeren Kinder kein Handy erforderlich ist. Wenn die Kinder sich selbstständig in der Stadt oder einem anderen vorgegeben Gebiet bewegen, sind sie immer in den altbekannten Dreiergruppen unterwegs und haben eine Notfallnummer von den Leitenden dabei. Im Problemfall können die Kinder uns über Handys von Passant*innen erreichen. Außerdem kennen die Kinder immer den Ort, an dem mindestens eine Leitungsperson sitzt.
In den letzten Jahren sind auch zunehmend Smartwatches relevant geworden. Über den Umgang mit diesen haben wir noch nicht abschließend entschieden. Da die Kinder aber Zugriff auf eine Armbanduhr haben sollen, ist es für uns in Ordnung, wenn Smartwatches mitgebracht werden, soweit diese nur die Funktion einer Armbanduhr und gegebenenfalls eines Weckers erfüllen. In jedem Fall möchten wir nicht, dass die Kinder oder wir als Gruppe durch die Smartwatch (oder Smartphone, Airtags etc.) von den Eltern geortet werden. Das Sommerlager soll ein sicherer Raum sein, in dem die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen machen sollen, ohne ständig unter Kontrolle zu stehen. Gleichzeitig wird durch eine mögliche Ortung der Kinder uns Leitenden ein Gefühl mangelnden Vertrauens seitens der Eltern übermittelt.
Um es zusammenzufassen: Bei uns im Stamm dürfen Wös und Juffis keine elektronischen Geräte mitnehmen, Pfadis und Rover*innen ihre nur eingeschränkt nutzen und Leitende unbeschränkt, aber immer mit Blick auf ihre Vorbildfunktion. In jeden Fall übernehmen wir jedoch keine Haftung für mitgebrachte elektronische Geräte.
Letztlich muss jeder Stamm seinen eigenen Umgang mit der Thematik finden. Ich persönlich finde es wichtig, dass beim Pfadfinden die Gemeinschaft und auch die Naturverbundenheit im Fokus stehen, ob mit Smartphone oder nicht.
Titelbild: Simon Wessel