Lebenswandel – wenn Rover*innen leiten lernen

Interview mit einem Neuleiter

Hallo Leon, magst du dich einmal kurz vorstellen und sagen, was dich dazu gebracht hat, Pfadfinder zu sein?

Pass auf: Ich bin der Leon, ich bin 18 Jahre alt und komme aus Duisburg. Ich bin erst seit 2021 bei den Pfadfindern. Reingekommen bin ich durch zwei Freunde und hat mir das dann so gut gefallen, dass ich dann dageblieben bin.
Dann war ich anderthalb Jahre lang Rover und dann sind wir RiPs geworden. Seit dem Sommerlager [2023] sind wir dann jetzt Leiter.

Kannst du erklären was RiPs sind?

Bei uns im Stamm ist das so, dass du nicht sofort diesen harten Übergang vom Rover zum Leiter hast, sondern, da gibt es so einen kleinen „Zwischenstep“, die Zeit als RiP, damit du merkst, ob du überhaupt Leiter werden willst, ob das überhaupt etwas für dich ist, ob du überhaupt die Kommunikation mit den Kindern magst, generell, ob du mit Kindern arbeiten möchtest, würde ich mal so sagen. Dafür sind die RiPs da, also Rover im Praktikum. Das geht meist ein halbes bis dreiviertel Jahr. Du musst dann auch ein Lager als RiP mitmachen und dann gehst du automatisch zum Leiter über.

Hattest du im Vorfeld schon Präferenzen, welche Stufe du leiten möchtest?

Also, bevor du dich in unserem Stamm für eine Gruppe entscheidest, konntest du so Schnuppertage machen. Es ist eigentlich üblich bei uns, dass du als neuer Leiter erstmal nur die Wös oder die Juffis leitest. Ich bin jetzt 18 Jahre alt und die Pfadis sind gerade mal 3 Jahre jünger als ich. Da ist der Altersunterschied einfach ein bisschen zu gering. Deswegen gehst du bei uns immer erst zu den Wös oder zu den Juffis. Meine Präferenz war es auch tatsächlich die Juffis zu leiten, weil ich finde, mit den Juffis kannst du auch ein bisschen tiefgründiger auf die Pfadfindergeschichte eingehen oder ernstere Themen ansprechen als mit den Wös.

Hattest du im Vorfeld Erwartungen ans Leitersein?

Nicht so ganz, muss ich ehrlich sagen. Ich sagte dir ja schon, dass ich erst später dazugekommen bin. Also, die Erfahrung, als Kind schon dabei gewesen zu sein und Leiter zu haben, habe ich nicht so wirklich gehabt. Eigentlich bin ich mit keiner wirklichen Erwartung reingegangen, außer eine schöne Zeit zu haben und den Kindern ‘was zeigen zu können.

Was gefällt dir am Leitersein besonders?

An erster Stelle steht glaube ich die Kommunikation mit den Kindern.
Das habe ich auch in unserem Sommerlager gemerkt. Mit den Kindern Probleme lösen. Wir hatten ‘ne schwierige Gruppe im Sommerlager. Die Kids haben sich ein wenig die Köppe eingehauen. Ich fand es cool, solche Konflikte zusammen mit den Kindern zu lösen.
Den schönsten Abend mit den Kids hatten wir als wir mal zusammen am Lagerfeuer saßen. Bisschen Mukke gemacht. Das find ich schon cool.

Gibt es dabei Dinge, die du besonders cool findest? Die die du unbedingt den Kindern zeigen möchtest?

Also, es gibt ja so Standarddinge, die man bei uns in der Juffizeit viel macht: Knotenlehre, wie macht man Feuer, wie spaltet man Holz, wie baut man eine Kothe auf. So Handwerkssachen halt.
Es gibt dann aber auch Dinge, die man auch als Leiter cool findet, zum Beispiel Schwedenstühle zu bauen.  Da habe ich mir auch meinen ersten Schwedenstuhl gebaut. Ich find auch cool, wenn man mit den Kids was macht, woran man selbst Interesse hat. Es gibt also Dinge, die man den Juffis zeigen sollte, da es sonst vielleicht in den nächsten Stufen schwieriger wird. Aber dann gibt’s auch Dinge, die man eigentlich nicht machen muss, aber cool sind.

Was würdest du Rover*innen raten, die Zweifel daran haben, ob sie eine Stufe leiten wollen?
Was würdest du denen mit auf den Weg geben wollen?

Ich muss ganz doof sagen, auch wenn das jetzt bescheuert klingt: Einfach mal machen!
So wie ich das jetzt kennengelernt habe, ist das ein schönes Gefühl, wenn du mit den Kindern was machst, denen auch was zeigen kannst und du siehst, die freuen sich darüber. Das ist irgendwie ein schönes Gefühl. Man sollte davor keine Angst haben. Falsch machen kann man eigentlich nichts. Kinder sind ja auch so nett, die sagen dir direkt: „Das finden wir scheisse, was wir machen.“ Dann hast du auch direkt ein Feedback. Du kannst also so gesehen nichts falsch machen. Einfach ausprobieren, so doof das auch klingen mag. Oder man macht, so wie wir das ja machen mussten, einen Schnuppertag. Wenn man sich unschlüssig ist: Habe ich da Bock drauf? Habe ich da keinen Bock drauf? Einfach mal mit den Leitern reden und fragen, ob man mal mit in die Gruppenstunde schauen kann. Einfach mal ein wenig mitwirken oder auch erstmal nur zusehen. Das hat mir persönlich auch sehr geholfen, herauszufinden, welche Stufe ich leiten wollte. Und du siehst, wie andere die Gruppenstunde leiten. Du findest die Methoden cool und merkst dir die. Ich finde bei so Schnupperstunden lernt man echt viel und merkt dann auch, ob das was für einen ist.

Ich merke, dass du dich schon gut eingefunden hast. Welche Herausforderungen nimmst du denn wahr als Leiter?

Vorgestern sollte ich mal eine Gruppenstunde alleine planen. Das habe ich dann auch gemacht. Aber da hatte ich dann das Problem, zu gucken, was ich mit den Kindern spiele. Wir hatten ein neues Kind dabei und dann wollte ich nichts Thematisches machen. Wenn wir ein Schnupperkind dahaben, wollen wir erstmal, dass es gut in die Gruppe reinfindet. Aber dann immer so Standardspiele wie Brennball, Werwölfe oder so zu spielen, wird ja auf Dauer dann auch etwas langweilig. Die Herausforderung da ist sich immer wieder Neues einfallen zu lassen. Und dann brauchen die Spielchen häufig ‘ne Schwierigkeit, die aber dennoch lösbar ist. Die Schwierigkeit liegt also darin, das Passende zu finden.

Danke Leon!