Ist Pfadfinden politisch? – Eine Botschaft des BDKJ 

Der BDKJ-Diözesanvorsitzende Johannes Wilde erläutert seine Perspektive auf diese wichtigen Frage.

Auf die Frage, ob Pfadfinder*innen politisch sind, kann ich eindeutig mit „Ja“ antworten und erläutere gerne, warum ich mir da so sicher bin. Bevor ich erkläre, warum ich mir da so sicher bin, möchte ich allerdings erwähnen, dass sie nicht nur das sind. Denn Pfadfinder*innen oder die DPSG als Verband sind auch ein Ort, an dem man einfach Spaß haben kann, an dem junge Menschen qualitativ zu Gruppenleiter*innen ausbilden lassen und wo Auseinandersetzung mit Umwelt- oder Glaubensfragen angestoßen werden. In vielen Regionen sind darüber hinaus die Pfadfinder*innen auch der elementare Player von Jugendfreizeitangeboten. 

Jetzt aber zur Frage ob Pfadfinder*innen politisch sind. Dafür sprechen in meinen Augen wenigstens drei Argumente. 

  1. Die DPSG ist ein demokratischer Jugendverband. Kinder und Jugendliche bekommen hier von klein auf die Möglichkeit mitzugestalten und Demokratie zu leben. Auf allen Ebenen werden Verantwortliche in der DPSG durch Wahlen bestimmt, egal ob Gruppensprecher*innen, Stammesvorsitzende oder der Bundesvorstand. Hier wird jungen Menschen früh das Zutrauen geschenkt, verantwortlich mit ihrer Stimme umzugehen und zu erlernen, wie wirkmächtig man damit sein kann. 
  1. Die Pfadfinder*innen sind eine der größten Friedensbewegungen weltweit. 2018 haben sie dafür im Bistum Münster den Preis des Westfälischen Friedens erhalten und 2007 waren sie dafür sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Pfadfinder*innen setzen sich auf ganz unterschiedliche Weise für Frieden ein; durch interkulturellen Dialog, durch das Friedenslicht, das Pfadfinder*innen jedes Jahr weltweit als Zeichen des Friedens von Tür zu Tür bringen oder durch inhaltliche Jahresthemen wie „Gast-Freundschaft – Für Menschen auf der Flucht“. Durch Engagement gegen Krieg oder Gewalt setzen Pfadfinder*innen Tag für Tag ein politisches Zeichen für den Frieden. 
  1. Die DPSG ist ein christlicher Jugendverband und Christ*in zu sein, heißt per se politisch zu sein. Das Pfadfinder*innen christlich sind, sieht man nicht immer auf den ersten Blick. Wenn man aber genauer hinschaut, wird deutlich: Auf Grundlage ihres christlichen Menschenbildes äußern sich Pfadfinder*innen zu Fragen im Bereich von Ökologie und Geschlechtergerechtigkeit. Sie zeigen Flagge gegen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Das ist nicht nur christlich, sondern auch politisch und ist eine der Möglichkeiten wie Pfadfinder*innen Gesellschaft mitgestalten. Die Verkündigung der „frohen Botschaft“ lebt von tatkräftigen Zeugnissen von Christ*innen.  

Bei uns im BDKJ gibt es einen bunten Blumenstrauß von Verbänden mit vielen unterschiedlichen Profilen und Interessen. Diese alle unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer leicht und oft auch anstrengend. Nichtsdestotrotz bin ich sehr dankbar dafür, dass wir Verbände dazu in der Lage sind, mit verschiedenen politischen Meinungen zu streiten und dabei auf gute gemeinsame Ergebnisse zu kommen.  

Bild: Elvis Krüskemper

Über den*die Autor*in

Johannes Wilde

Johannes Wilde ist Diözesanvorsitzender des BDKJ im Bistum Münster.