On A Mission – Die spirituelle Seite von „Pfadfinden ist politisch“ 

Diözesankurat Andreas erläutert dir deinen Zugang zum politischen Engagement der DPSG.

Für mich hat Pfadfinden etwas „Missionarisches“, denn dieser Begriff „Mission“ bedeutet ja zunächst einmal etwas wie einen Auftrag und eine Sendung zu haben. Bei unserem Gründer Lord Robert Baden Powell kann ich nicht erkennen, dass er parteipolitisch gewesen wäre. Das schließt er auch ausdrücklich für die Pfadfinderbewegung aus. Aber er ist politisch gewesen, weil er sich von unserer Bewegung eine Wirkung erhoffte.  

Dass jeder Mensch von Bedeutung ist, spüren wir am deutlichsten, wenn unser Handeln, unsere Vorstellungen, das Reden und Tun Wirkungen hat. Manchmal gilt das auch für das Unterlassen, Schweigen oder unsere Abwesenheit. Auch das hat eine Bedeutung. Wenn jemand fehlt, fehlt ein wichtiger Teil der Gruppe. Dann fehlt ein wirkungsvoller Teil des Ganzen. Das Fehlen Einzelner kann Fragen oder Ärger auslösen. Manchmal geht dann aber auch mehr. Bestimmte Dinge gehen oder eben nicht.  

Wenn Menschen die Erfahrung der Wirkung fehlt, können sie sich bedeutungs- und manchmal auch wertlos fühlen. Daran kann man sogar krank werden.  

In mir stecken Sehnsüchte, Ideale und Werte. Sie sollen mein Handeln prägen. Ich kann mir kaum etwas mit mehr Idealen vorstellen als das Pfadfinden. Mission als Sendung und Auftrag verstehe ich, dass wir Freundschaft zu den Menschen und zur Welt zu leben. In der Nähe und Ferne. Und es bedeutet, dass ich mich „wirkungsvoll“ einbringen soll, gegebenenfalls auch um etwas zu verändern, z.B. wenn es um Umweltschutz geht. Wenn etwas für viele wirksam ist, dann ist es politisch.  

On A Mission interpretiere ich so: Ich lebe und zeige, was mich ausmacht, wovon ich überzeugt bin und woran ich glaube. Ich hoffe, dass dies eine positive Wirkung hat und andere dies teilen. Ich respektiere, dass Menschen anders denken und handeln können, als ich es tue.  

Ich bin Christ. Die Missionsgeschichte der christlichen Gemeinschaften ist dynamisch und ambivalent mit dunklen und hellen Seiten. On A Mission bedeutet für mich, dass ich mich wirksam dafür einsetze, dass Menschen leben können. Wie ich das mache? Durch praktische Hilfe im Alltag in meiner Nähe, durch Lobbyarbeit für bestimmte Themen wie Partizipation und Mitbestimmung in der Gesellschaft und in der Kirche und durch Unterstützung der Expert*innen in den Hilfswerken, die sich z.B. für Geflüchtete, für Bildung, wirtschaftliche Entwicklung und Frauenrechte im globalen Süden engagieren.  

Pfadfinden ist politisch, immer – da bin ich mir sicher. Und Glaube zeigt sich in der Tat.   

Über den*die Autor*in

Andreas Naumann-Hinz

Diözesankurat