Pfadfinden in einer bewegten Welt – bewährte Themen frisch im Fokus

Pfadfinden ist politisch – die Gründe und Notwendigkeiten haben wir 2020 in der Verbandszeug diskutiert.

Pfadfinden ist politisch – die Gründe und Notwendigkeiten haben wir 2020 in der Verbandszeug diskutiert. In den vergangenen Jahren haben wir uns zunehmend mit diesem Bekenntnis auseinandergesetzt und überlegt, wo wir unsere politischen Schwerpunkte setzen und wie wir diese kommunizieren wollen. Viele unserer politischen Inhalte sind schon in Satzung und Ordnung geregelt. Aber die Welt ist in Bewegung und wir bewegen uns mit ihr. Das müssen wir, um auch in Zukunft Kindern und Jugendlichen das Zuhause zu bieten, welches wir selbst in diesem Verband gefunden haben. Gerade deshalb erscheint es uns aber auch sinnvoll, Themen neu zu bewerten und zentrale Punkte auch als solche zu benennen. Wir haben Handlungsfelder formuliert, diese auf der Diözesanversammlung diskutiert und beschlossen. Folgerichtig wollen wir sie euch hier vorstellen:

1 Wir bieten Kindern und Jugendlichen Räume, in denen sie sich frei entfalten können.

Die DPSG ist ein Schutzraum, in dem das Individuum und nicht die Leistung zählt. Damit Kinder und Jugendliche gut aufwachsen und sich in vollen Zügen nach ihren Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten entwickeln können, brauchen sie Freiräume. Freiräume, um sich auszuprobieren und zunehmend Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen. Die Strukturen der Roverstufe bis 21 und das Prinzip Leiten ab 18 sind hier hilfreiche und schützenswerte Mechanismen. Um die DPSG als Andersort erhalten zu können, brauchen wir die politische und finanzielle Unterstützung durch Politik, Kirche und Gesellschaft. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche gesamtgesellschaftlich mehr in den Fokus genommen werden und ihre Rechte wahr- und ernst genommen werden.

2 Wir sind Teil der internationalen Pfadfinder*innenbewegung, wir sind international, wir sind wirklich weltoffen und hinterfragen uns immer wieder.

Als Teil einer internationalen Bewegung stehen wir für offene Grenzen und Gastfreundschaft. Wir setzten uns für Begegnung, insbesondere interkulturellen und interreligiösen Austausch ein. Damit verbunden stellen wir uns gegen die Drachen unserer Zeit und gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung (z.B.: Rassismus, Sexismus, Ableismus und Klassismus) – in unserem Verband und darüber hinaus. So machen wir in geeigneter Form deutlich, dass Pfadfinden politisch ist. Wir bauen Hindernisse und Grenzen in den Köpfen und zwischen den Menschen durch gezielte Bildungsangebote ab und garantieren, dass Pfadfinden für alle möglich wird.

3 Wir hinterfragen Machtstrukturen und ermöglichen jungen Menschen Verantwortungsübernahme.

Der Anspruch an uns selbst als Jugendverband lautet, dass junge Menschen befähigt werden Verantwortung zu übernehmen. So qualifizieren wir junge Menschen in Führungskompetenzen, in Außenvertretung und strukturellen Fragen. Wir gestalten Orte, an denen erfahrene Jugendverbandler*innen Wissen mit jungen Menschen teilen können. Wir bieten (einen) Rahmen, damit junge Menschen Verantwortung übernehmen können. Wir reevaluieren Machtstrukturen, stellen sie kritisch in Frage und verbessern sie im Rahmen der Satzung und Ordnung. Wir schaffen einen Verband, in dem jede*r junge Mensch Führungskompetenz erlernen und sich selbst ausprobieren kann, ohne vorschnell verurteilt zu werden.

4 Wir gestalten Kirche und setzen uns für Aufklärung von Missständen, für den Abbau klerikaler Machtstrukturen und die Stärkung von “Kirche für alle” ein.

Viele Position und Strukturen der amtlichen katholische Kirche stehen in Spannung zur Lebenswirklichkeit junger Menschen. Als Jugendverband im BDKJ setzen wir uns besonders ein für demokratisch gestaltete Entscheidungswege, die Aufklärung von Missständen, wie dem sexuellen Missbrauch und beleuchten auch unsere Strukturen kritisch. Klerikale Machtstrukturen, aber auch das Ausnutzen von Macht in ehrenamtlichen Ämtern lehnen wir ab. Wir stehen für eine Kirche, die allen Menschen, unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung Heimat bietet. Wir leben Gemeinschaft am Lagerfeuer, in der jede*r willkommen ist und in der wir eine inspirierende Mitte haben: Das soll Vorbild für die Weltkirche sein.

5 Wir kämpfen für Klimaschutz und verstehen die Veränderung des Klimas als Klimakrise.

Wärmere Sommer, kein Regen oder zu viel Regen, Unwetter in unseren Sommerlagern. Wir spüren die ersten Folgen des Klimawandels. Wir qualifizieren unsere Kinder und Jugendlichen zu Anwält*innen ihrer Zukunft, so dass sie sprachfähig zum Thema Klimawandel werden und sich aktiv und konstruktiv für ein Umdenken und Umlenken einsetzen können. Wir erarbeiten Ansätze und Konzepte, um als Individuum, als Gruppe sowie gesellschaftlich Teil der Lösung zu sein. Wir sind uns als Verband zudem unserer Verantwortung und Vorbildfunktion bewusst und wollen unsere Strukturen überprüfen und nachhaltiger gestalten. Darum wollen wir unsere Bezirke, Stämme und Mitglieder unterstützen u.a. nachhaltiges Veranstaltungsmanagement umzusetzen. Für uns als Diözesanebenestellen die Handlungsfelder unsere politische Grundhaltung dar, welche wir in unsere Kommunikation aufnehmen und auch Ausbildungsangebote für euch erarbeiten. Auch ihr könnt diese Handlungsfelder mit in eure Stämme und Bezirke nehmen. Vielleicht können sie euch noch einmal neu inspirieren und eure Arbeit vor Ort voranbringen. Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen!

Titelbild: Andreas Krüskemper

Über den*die Autor*in

Henning Bayer und Lioba Vienenkötter

Henning ist Verbandspolitischer Vorstandsreferent und Lioba Referentin für Kommunikation und Medien im DV Münster