Von Keksen und Osterhüten – ein paar Wochen bei den irish girl guides

Im Februar und März 2018 war ich für sieben Wochen für ein Praktikum in Dublin und habe dort die irish girl guides, Stamm Dundrum, besucht. Die Gruppenstunde wöchentlich findet im […]

Im Februar und März 2018 war ich für sieben Wochen für ein Praktikum in Dublin und habe dort die irish girl guides, Stamm Dundrum, besucht. Die Gruppenstunde wöchentlich findet im örtlichen Pfarrheim statt, der Raum glich aber eher einer Turnhalle. Anwesend waren neben den Leiterinnen 17 Mädchen im Alter von 10-15 Jahren. Pfadfinden läuft bei den irish girl guides etwas anders ab als bei der DPSG – wenn die Mädchen gefragt, was ei uns anders ist, dann habe ich immer gesagt, dass wir auch Jungs in den Gruppen haben. Das hat für viele spitze Schreie gesorgt und die Leiterinnen haben prompt die Vorzüge von getrennt-geschlechtlicher Erziehung aufgezählt. Ansonsten gibt es keine Kluft, sondern einen Pullover in Stufenfarben, ein Halstuch und eine Schärpe für die Aufnäher, die mit Achievements erarbeitet werden – es gibt einen für Teeservieren, einen für skin care und einen für den Bau eines historischen Modells, aber auch welche für „normale“ Sachen wie Zelte aufbauen oder Kooperationsspiele. Kekse werden übrigens auch verkauft, ich war Besitzerin einer Packung originaler irish girl guides cookies – sie sind sehr lecker.   

Die erste Gruppenstunde, die ich besucht habe, war direkt eine ganz besondere: Der der Mädels sollten ihr Versprechen ablegen. Dazu stellten sich alle in ihren patrols auf (vergleichbar vielleicht mit Sippen) und marschierten dann in einer langen Schlange durch die Halle. Die Senior Branch (im Roveralter), die extra für dieses Ereignis gekommen war, ging mit dem Banner an der Schlange vorbei und die Mädchen, die schon aufgenommen worden waren, salutierten. Die drei Neuen wurden jeweils von einem anderen Mädchen vorgestellt und mussten mit der Hand auf dem Banner ihr Versprechen ablegen, dann bekamen sie ihr Halstuch. Für meinen Geschmack war die Zeremonie etwas zu militärisch, aber da hat wohl jedes Land und jeder Verband seine eigenen Traditionen. 

Zwei Wochen später gab es abermals eine besondere Aktion: Die Osterhüte-Modenschau. Vorweg muss erklärt werden, dass es in Großbritannien und Irland eine langjährige Tradition ist, Osterhüte zu basteln. Das rührt daher, dass für die Ostermesse ein besonders schöner Hut getragen werden sollte. Wer sich keinen neuen Hut leisten konnte, verzierte einen mit österlichen Motiven. Die irish girl guides haben in ihrer Gruppenstunde einen kleinen Wettbewerb daraus gemacht. Mädchen sollten zu Hause einen Osterhut bastelt – aus einem alten Hut oder aus Papier, ihn verzieren und dann zum letzten Treffen vor Ostern mitbringen. In dieser Gruppenstunde gab es dann eine kleine Modenschau: Jede durfte ihren Hut ausführlich präsentieren und die Verzierungen erklären. Von flauschigen Kaninchen über Blumenwiesen und schlüpfende Küken war alles dabei und die Mädels hatten sichtlich Spaß an der kreativen Aktion Mit einer geheimen Abstimmung wurde dann der schönste Osterhut gekürt. Vielleicht wäre das ja auch mal was für unsere Gruppenstunden – Erntedank- oder Weihnachtshüte bieten sich da genauso an. 

Über den*die Autor*in

Lioba Vienenkötter