Wahlwissen für Pfadfinder*innen: Umfrage, Prognose und Hochrechnung 

Wahlen finden regelmäßig statt, ob im Stamm oder auf den verschiedene politischen Ebenen in Deutschland. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Umfragen, Prognosen und Hochrechnungen?

Stammesvorstandswahl als Mini-Demokratie: Umfragen, Prognosen und Hochrechnungen verstehen 

In vielen Pfadfindergruppen ist die Wahl des Stammesvorstands ein spannender Moment. Schon Tage vorher hört man in den Gruppenstunden oder der Leitendenrunde die Fragen: „Wen würdest du wählen?“. In den Gruppenstunden werden Delegierte gewählt, die genau diese Frage für die Gruppe beantworten sollen. Diese kleinen Befragungen unter den Mitglieder*innen des Stammes sind ein erster Blick auf die interne Stimmung im Stamm. Aber was genau unterscheidet so eine Umfrage von einer Prognose oder einer Hochrechnung? 

Umfragen – das Stimmungsbild vor der Wahl 

Umfragen geben ein Bild davon, wie eine Wahl ausgehen könnte, wenn sie jetzt stattfinden würde. Sie sind Momentaufnahmen der Stimmung, nicht der endgültigen Entscheidung. 

Ein Beispiel aus der Pfadfinderpraxis: In der Gruppenstunde fragt ein Pfadi seine 10 Pfadi-Freund*innen, ob sie den alten Stammesvorstand wiederwählen oder die neue jüngere Kandidatin für den Stammesvorstand wählen würden. Das Ergebnis: 6 zu 4. Das zeigt eine Tendenz, ist aber noch lange nicht die reale Wahlentscheidung. 

Bei Umfragen spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Wer gibt den Auftrag? Wie werden die Teilnehmenden ausgewählt? Welche Methode wird genutzt, persönlich, telefonisch oder online? Außerdem gibt es immer Unsicherheiten: manche befragten Personen sagen vielleicht nicht die Wahrheit, Zufallseinflüsse wirken stärker bei kleinen Gruppen, und die Auswahl der Befragten ist nie vollkommen repräsentativ. 

Das berühmteste Beispiel für Umfragen in Deutschland sind wohlmöglich die Sonntagsumfragen, die eine erste Tendenz geben sollen, wie die Wähler*innen am Wahltag abstimmen könnten. 

Prognosen – die erste Einschätzung am Wahltag 

Direkt nach der Schließung der Wahllokale werden Prognosen erstellt. Sie basieren auf Befragungen von Wähler*innen, die gerade ihre Stimme abgegeben haben, die sogenannte Exit Polls. 

Stellen wir uns vor: Nach der geheimen Stammesvorstandswahl fragt ein Pfadi einen Teil der anderen Wähler*innen aus der Stammesversammlung: „Wen hast du gewählt?“ Die Antworten ergeben eine Prognose, die zeigt, in welche Richtung die Wahl wahrscheinlich geht. In Deutschland dürfen solche Prognosen am Wahltag erst nach 18 Uhr veröffentlicht werden, damit sie die Wahlentscheidung nicht beeinflussen. 


Na, Bock auf Wahlen bekommen?

Am 8. und 9. November 2025 finden im Bistum Münster die Wahlen zu den Pfarreiräten und Kirchenvorständen statt, dort wählen alle Gemeindemitglieder über 14 Jahren ihre Vertreter*innen. Informationen zur Wahl bekommst du bei deinem Gemeinde-/Pfarrbüro.


Hochrechnungen – Zahlen aus echten Stimmen 

Hochrechnungen entstehen, sobald die ersten Stimmen ausgezählt sind. Die Ergebnisse der ausgezählten Wahlbezirke werden statistisch auf die gesamte Wahl hochgerechnet. 

Beispiel: Wenn nach der Stammeswahl die ersten 7 Stimmzettel von insgesamt 18 ausgewertet sind, lässt sich bereits hochrechnen, wie das Endergebnis ungefähr aussehen wird. Je mehr Stimmen gezählt werden, desto genauer wird die Hochrechnung. 

Unterschiede im Überblick 

• Umfrage: Zeigt die Stimmung vor der Wahl 

• Prognose: Erste Einschätzung basierend auf Befragung am Wahltag 

• Hochrechnung: Tatsächliche Auszählung + statistische Berechnung 

Fazit: Orientierung statt Gewissheit 

Umfragen, Prognosen und Hochrechnungen sind wertvolle Instrumente, um demokratische Prozesse verständlich zu machen. Sie zeigen Stimmungen, erste Tendenzen und schließlich das reale Ergebnis. 

Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein: Keine dieser Methoden liefert die „absolute Wahrheit“. Sie sind Orientierungshilfen, fördern Transparenz und Beteiligung, bergen aber auch Risiken wie taktisches Wählen oder die Überbewertung kleiner Unterschiede. 

Deshalb gilt: Umfragen und Prognosen können einen spannenden Einblick bieten – aber die eigentliche Entscheidung fällt immer erst in der Wahlkabine. 


Du möchtest mehr über die neuen Möglichkeiten zur Mitbestimmung auf Stammesebene lernen? Hier entlang.


Titelbild: Simon Wessel
Wahlplakat: Bistum Münster

Über den*die Autor*in

Nele Braunert

Nele ist StaVo im Bezirk Warendorf und Juffi-Leiterin. Außerdem studiert sie Lehramt für Mathematik und Sozialwissenschaften.