Bevor wir uns in den weiteren Artikeln ausführlicher mit verschiedensten Vorurteilen beschäftigen, sollten wir uns vielleicht erst einmal darüber klar werden, was Vorurteile genau sind. Teilt man das Wort in seine Bestandteile, so ergibt sich, dass ein Vorurteil ein Urteil ist, das vor etwas getroffen wurde – vor der endgültigen Prüfung aller Bedingungen. Im Grunde genommen ist ein Vorurteil also ein vorläufiges Urteil, das es nach genauerer Betrachtung der Umstände zu überprüfen gilt. Leider ist das im Alltag aber nur selten so.
Im Ursprung hatte die Kategorisierung unseres sozialen Umfelds jedoch eine nützliche Funktion: Die Vielzahl an Informationen, die auf uns einprasselt, wird geordnet und beurteilt, sodass wir schnell darauf reagieren können. Evolutionspsychologisch ist das durchaus sinnvoll: Was bedrohlich ist und was nicht, basiert auf Erfahrungswerten. Aufgrund von Vorurteilen, die häufig über mehrere Generationen einer Gesellschaft weitergegeben werden, lassen sich andere Menschen anhand einzelner Außenreize schnell bewerten, und eine entsprechende Reaktion wird aktiviert.
Das Problem liegt darin, dass Vorurteile zum einen häufig nicht zutreffen, da sie auf vorschnellen Urteilen beruhen, und dass sie zweitens eine Eigenschaft einer ganzen sozialen Gruppe zuschreiben. Dieses Urteil wird somit auf jedes Individuum der Gruppe übertragen: Blondinen sind dumm, Polen stehlen. Und dass Verallgemeinerungen nicht zutreffen können, liegt auf der Hand.
Vorurteile sind überall – es gibt gegen jede soziale Gruppe, jede Religion, jedes Land, jede Berufsgruppe Vorurteile. Sie sind nicht aus der Welt zu schaffen. Allerdings ist es wichtig, sich seiner eigenen Vorurteile bewusst zu werden – denn seien wir mal ehrlich: Jeder von uns hat Vorurteile anderen gegenüber.
Grafik: eulenblick