Gesamtverbandliches Ausbildungskonzept – Teil 3: Ausbildung der Gruppenleiter*innen: Der Woodbadgekurs – WBK
Nach dem Woodbadge-Einstieg und den Woodbadgemodulen stellt der Woodbedagekurs (WBK) den dritten Teil der Ausbildung der Gruppenleiter*innen dar. In diesem Artikel möchte ich für zukünftige Teilnehmende von WBK´s kurz Wesentliches aus dem Rahmenkonzept des WBK´s darstellen, aus dem ich mich im Folgenden immer wieder beziehe.
Das Mindestalter zur Teilnahme beträgt 18 Jahre für Kurse der Wölflings-, Jungpfadfinder, Pfadfinderstufe, sowie Vorstände und 22 Jahre für Kurse der Roverstufe. Empfohlen wird den Kurs in der Stufe zu absolvieren, in dem man gegenwärtig als Gruppenleitung aktiv ist oder eine andere Funktion innehat. Neben der Stärkung der Stufenidentität geht es hierbei auch um den Erwerb stufenspezifischer Methoden und Wissens, sowie dem Erfahrungsaustausch mit anderen Aktiven aus der Stufe. Für Vorstände und weitere Personen in verantwortlichen Ämtern (z.B. Fachreferentinnen und Fachreferenten) aller Ebenen empfiehlt sich der Vorstände-Kurs, da hier ein Austausch über Themen und Problemstellungen von Vorstandsämtern stattfindet. Hier stehen als Zielgruppe der Teil-nehmenden Erwachsene im Vordergrund, dementsprechend werden Methoden und Wissen der Erwachsenenbildung verstärkt vermittelt.
Leiter*innen verstehen sich selbst als Menschen in Entwicklung. Sie sind bereit, an sich selbst zu arbeiten, ihr Handeln zu reflektieren und nehmen an der Modulausbildung und Woodbadge-Ausbildung des Verbandes und Weiterbildungsangeboten innerhalb und außerhalb der DPSG teil.
Ganz konkret passiert dies auf dem WBK anhand der drei zentralen Entwicklungsschwerpunkte. Diese drei wesentlichen Ziele sind:
Den Teilnehmenden wird die Möglichkeit gegeben, in einem geschützten Rahmen die Projektmethode selbst zu erfahren und diese Erfahrung vom Weg der Idee bis hin zur Tat zu erleben, zu reflektieren und auf andere Situationen, wie die eigene Gruppenarbeit zu übertragen.
Es ist Ziel des WBKs, dass die Lebensgeschichten bzw. die Lebenssituationen der Teilnehmenden starken Einfluss auf die Themenfindung haben, um einen emotionalen Bezug zum Thema herzustellen.
In der Phase der gruppeneigenen Führung geht es darum, selbst dafür zu sorgen, dass das eigene Anliegen (Thema, Motivation, Bedürfnis usw.) in den Entscheidungsprozess der Gruppe einfließt.
Während der Projektdurchführung müssen die Teilnehmenden darauf achten dabeizubleiben. Die eigene Rolle und der Grad der Beteiligung werden unter anderem in der Projektreflexion betrachtet. Das Ziel dabei ist ein tieferes Verständnis von Gruppendynamiken, Projektmethode sowie eigener Persönlichkeitsanteile.
Die Kurswoche mit ihrer Gruppendynamik ermöglicht es, die eigene Persönlichkeit zu erkunden und Fähigkeiten zu entdecken. Durch Reflexion, Feedback und Transfer des Erlebten werden Wertehaltungen, Kenntnisse und Kompetenzen überprüft bzw. geübt und gefestigt. Der Fokus liegt hierbei auf der Weiterentwicklung des Leitungshandelns mit dem Ziel die Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit zu fördern.
Mit der Beantwortung folgender Fragen und dem Blick auf die eigenen Fähigkeiten, Ressourcen und Potentiale fokussiert sich der WBK auf die Lebenserfahrungen, die relevant für das Leitungshandeln und die Verbesserung der Leitungskompetenzen sind: „Wo komme ich her?“, „Was motiviert mich?“ und „Wo will ich hin?“
Hier geht es um Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln, Selbstwirksamkeit und das Zutrauen, Dinge nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Das Anerkennen realistischer eigener Grenzen und Begrenzungen durch die Umwelt und Interaktionspartner*innen im Zusammenhang mit der eigenen Rolle in diesem Wechselspiel. Ein wichtiger Satz aus dem WBK steht hier im Zentrum: „Reflektiertes Handeln ist besseres Handeln!“
Die Selbstreflexion führt somit zu einem besseren Verständnis des eigenen Leitungshandels in verschiedenen Teilaspekten, z.B. Motivation, Absicht und Zielsetzung für das Engagement, Kompetenzen (Fach-, Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz), kommunikative Fertigkeiten, Wissen über eigene Verhaltensweisen in Anforderungssituationen usw.
Auch nach dem WBK wird vom Leitenden erwartet sich im Sinne des lebenslangen Lernens weiterzuentwickeln.
Das Konzept der Stufenidentität beinhaltet sowohl stufenspezifisches Wissen, Werte- und Grundhaltungen, die die Arbeit in dieser Altersstufe besonders prägen, als auch eine hohe emotionale Bindung an die jeweilige Stufe bzw. die Vorstandsarbeit.
Über das allgemeine Rahmenkonzept hinaus, welches für jeden WBK gilt, haben die einzelnen Altersstufen ganz individuelle, verbindliche und optionale Elemente für ihren WBK festgelegt. Diese findet ihr jeweils im farbigen Kasten an entsprechender Stelle im Rahmenkonzept und im Kapitel 8 Kurselemente.
Die Projektmethode findet Anwendung in allen Altersstufen unseres Verbandes. Durch das Erleben aller Phasen der Projektmethode identifizieren sich die Mitglieder einer Gruppe mit dem Projekt. Sie bringen ihre eigenen Vorstellungen und Ideen ein und haben die Möglichkeit, durch demokratische Entscheidungen zum gemeinsamen Handeln zu kommen.
Den methodische Handlungsrahmen beim WBK stellt die Projektmethode dar:
Der Woodbadge-Kurs ist erlebnis- und handlungsorientiert angelegt und bietet dadurch die Möglichkeit zur Selbsterfahrung der Projektmethode. Dazu wird ein selbstgewähltes Projekt umgesetzt. Das Vorgehen orientiert sich an den fünf Schritten der Projektmethode:
Verlasse die Welt ein bisschen besser, als du sie vorgefunden hast!
Dieses Zitat unseres Gründers Baden Powells ist ein Maßstab zur inhaltlichen Bewertung von Projekten bei den WBKs der DPSG.
Mit dem Vorhaben wird eine persönliche Lernerfahrung aus dem Kurs in der eigenen Leitungstätigkeit nach der Kurswoche umgesetzt und ausprobiert, um damit die Fertigkeit des reflektierten Handels zu zeigen. Das Vorhaben ist in der Regel eine gezielte, praktische Herausforderung. Dies kann ein vollständig durchgeführtes Projekt, aber auch Teilschritte daraus sein oder etwas vergleichbares Praktisches. Die Durchführung des Vorhabens dient der Persönlichkeitsentwicklung und dem Kompetenzerwerb und fördert somit das Leitungshandeln.
Nach der ca. sechsmonatigen Praxisphase, in der das Vorhaben durchgeführt wird, findet das Entwicklungswochenende statt. Neben dem zentralen Programmpunkt der Woodbadge-Reflexion bietet das Entwicklungswochenende den Rahmen für ein Wiedersehen der Teilnehmenden und des Kursteams. Für eine erfolgreiche Woodbadge-Reflexion sollen Teilnehmende zeigen, dass sie über folgende Fertigkeiten und Haltungen verfügen:
Die Woodbadge-Reflexion findet in der Regel in Form eines Reflexionsgesprächs statt. Dies können Einzel- oder kleinere Gruppengespräche sein.
In der Roverstufe ist die schriftliche Woodbadge-Reflexion (Woodbadge-Arbeit) als Standard anzusehen und hierbei bildet das Entwicklungswochenende erst den Start in die eigentliche Woodbadge-Reflexion. Diese soll dann spätestens 6 Monate nach dem Entwicklungswochenende abgeschlossen sein.
Auf Grundlage dieser Woodbadge-Reflexion fertigt die*der Teilnehmer*in auf seiner Personalkarte ein Kurzprotokoll an. Das Kursteam verständigt sich dann über die Empfehlung zur Ernennung. Mithilfe des Protokolls kann der berufende Bundesvorstand die Reflexion nachvollziehen.
Mit dem Entwicklungswochenende ist der WBK abgeschlossen, aber nicht das lebenslange Lernen ;-).
In diesem Sinne wünsche ich euch allen Gut Pfad und vielleicht lerne ich einige von euch auf einem Wö-WBK kennen, z.B. im nächsten Jahr.