Betlehem ist ein Ort, der uns vor allem durch die Weihnachtsgeschichte bekannt ist. Selbst im Hochsommer spürt man hier die Atmosphäre der Weihnachtszeit. Bei Temperaturen von über 30 Grad haben wir Weihnachtslieder gesungen und es gab sogar Geschenke. ‚Stille Nacht‘ – mitten im Hochsommer.
Typische Krippenfiguren konnte man an jeder Straßenecke kaufen – von Maria und Josef bis hin zu den Hirten, Schafen und Engeln. Eins darf aber nicht fehlen: Das Kind!
Die gewohnte Krippendarstellung zeigt uns, worum es geht. Aber selbsterklärend ist das nicht. Ich denke daran, dass ich mit Kindern aus dem Kindergarten die Kirchenkrippe in Coesfeld besucht habe. Wir haben uns alles angeschaut und „Who is who?“ gespielt. Das Kind in der Futterkrippe haben alle gesehen, aber nicht alle erkannt. „Wer ist das? Das Christkind?“ Die christliche Botschaft von Weihnachten hat vor allem mit IHM zu tun, mit Jesus Christus. Aber hat die Krippe auch etwas mit dem zu tun, was damals geschah? Wir wissen es nicht – jedenfalls nicht genau.
Die Krippe erinnert an die Geburt Jesu, wie sie im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums beschrieben wird. Dort erfahren wir von Maria, Josef, den Hirten und Engeln. „Ein Datum wird dort nicht genannt.“ Erst seit dem Jahr 354 wird Weihnachten am 25. Dezember gefeiert.
Die Wahl dieses Datums könnte mit dem römischen Sonnenfest oder der Wintersonnenwende zusammenhängen. „Der Termin in der dunkelsten Jahreszeit mit langen Nächten hat dazu geführt, dass Weihnachten mit Lichtern gefeiert wird.“ Auch germanische Traditionen wie Lichterbäume fanden Eingang ins Fest.
Früher war der 6. Dezember, der Nikolaustag, der Tag für Geschenke. Erst mit der Reformation wurde dies auf das Weihnachtsfest verlegt, da die Reformatoren die Heiligenverehrung ablehnten. „In vielen Teilen der Welt bringt der Heilige Nikolaus – der ‚Santa (Claus)‘ – bis heute die Geschenke.“
Seit rund 200 Jahren gibt es Versuche, eine Weihnachtsbotschaft ohne die Verbindung mit dem christlichen Glauben zu finden. Charles Dickens’ „Eine Weihnachtsgeschichte“ oder Begriffe wie „Jahresendfiguren“ in der DDR zeigen diese Entwicklung. Religion sollte verschwinden oder zumindest überflüssig gemacht werden. Auf vielen Grußkarten heute ist beim englischen Wort Christmas der erste Wortteil weggestrichen zu einem X-mas. Ich meine, dann fehlt Weihnachten das Wesentliche.
Wenige Weihnachtsrituale haben eine religiöse Herkunft. Weihnachten ist auch kein rein religiöses Fest. Familien kommen zusammen, Menschen tuen ihr Herz auf, Sammeln Spenden und denken aneinander. Manche essen oder kaufen in diesen Tagen viel zu viel und überhäufen sich gegenseitig mit Geschenken. Das Weihnachtsfest aber kommt aus dem Zentrum der christlichen Botschaft.
Ich treffe mich zu Weihnachten gerne mit denjenigen, die ich besonders gerne habe. Essen, zusammen sein und anderen eine Freude machen ist richtig schön. Und ich selbst bekomme gerne was geschenkt. Ich freue mich auf Weihnachtskugeln und Musik.
Ich feiere Weihnachten gerne, weil mir die Botschaft unseres Glaubens zum Weihnachtsfest wichtig ist.
Ich verstehe das nämlich so: Gott möchte in der Welt sein und kommt uns nahe. Gott ist in Jesus Christus ganz Mensch geworden – mit Hand und Fuß. Er ist begreifbar und möchte mit uns das Leben teilen. Und er kommt in einem Stall zur Welt. Ich vermute, dass die Tiere dort entsprechend gerochen haben. Gott legt sich auf den Mist der Welt. Als erste erfahren davon die Armen der damaligen Gesellschaft, die Hirten. Die Armen haben immer Vorrang!
In Betlehem kann man sich in der sogenannten Geburtsgrotte, einer kleinen Höhlen unter der Kirche, an die Geburt Jesu erinnern. Statt einer Krippe ist hier ein silberner Stern auf dem Fußboden zu sehen. In einem Loch in der Mitte des Sternes kann man einen Felsen erfühlen. Weihnachten ist ganz einfach. Das ist für mich das stärkste Symbol: Um Weihnachten zu verstehen, muss man bereit sein ganz nach unten zu gehen. Die Liebe, die Gott schenkt, lässt sich nicht von oben herab, sie ist immer schon unten – bei uns, bei den Tieren, in dieser Welt. Das ist wunderbar, wie die Kinder singen.
Und deshalb entzünden wir Pfadfinderinnen und Pfadfinder genau an diesem Ort unser Friedenslicht.