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KZ-Überlebender zeigt Pfadfindergruß

23.12.2016  | 

 "Der Große schützt den Kleinen" wurde für Felix Kolmer Teil seiner Überlebensmentalität. Stefan Hanke hat ihn für die Ausstellung "KZ überlebt" fotografiert.

Felix Kolmer zeigt den internationalen Pfadfindergruß. Der Daumen symbolisiert den Starken, der den kleinen Finger, den Schwachen, schützt – eine Überlebensstrategie im Lager für ihn und seine Kameraden.   

Die bewegende Geschichte von Prof. Felix Kolmer 

Felix Kolmer (Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau, Friedland)

»In Friedland haben wir die sowjetischen Kanonen gehört, es war für uns die Symphonie der Freiheit.« Felix Kolmer kam am 3. Mai 1922 in Prag in einer jüdischen Familie zur Welt. Sein Vater Richard war Elektrotechnik-Ingenieur. Die meiste Zeit seiner wohlbehüteten Kindheit und Jugend verbrachte Felix bei den Pfadfindern. Als der Vater 1932 starb, übernahm sein Onkel Theodor aus Wien die Vormundschaft.
Nach dem Einmarsch der Deutschen waren die Juden und somit auch die Familie Kolmer einer rigorosen Diskriminierung ausgesetzt. Die Ausgrenzung betraf alle Lebensbereiche –nur Felix’ Pfadfinder-Freunde hielten weiter zu ihm. Da nun das Studieren für Juden verboten war, begann der 18-jährige Abiturient eine Tischlerlehre. Am 24. November 1941 wurde Felix Kolmer für einen »längeren Arbeitseinsatz« nach Theresienstadt deportiert. Dort musste er im Aufbaukommando AK I das zukünftige Getto und Durchgangslager mit errichten. Zu seinen ersten Arbeiten gehörte der Bau einer Hinrichtungsstätte für die »Kleine Festung«. Im Dezember 1941 kamen auch seine Mutter Alice und seine Großmutter in das Getto. Die Mutter starb schon ein halbes Jahr später an Entkräftung, die Großmutter hingegen 1956 nervenkrank in einer Anstalt.
Im August 1942 traf Felix im Getto seine Freundin Liane aus Kindertagen wieder und sie verlobten sich. Seine Zugehörigkeit zum AK I schützte zu einem gewissen Grad auch Liane, sodass sie im Juni 1944 heiraten konnten. Am 16. Oktober 1944 wurde Felix Kolmer zusammen mit vielen Kulturschaffenden wie Hans Krása und Pavel Haas in den sogenannten Künstlertransport gepfercht. Liane wollte Felix begleiten, doch an der Rampe hinderte sie der gefürchtete SS-Scharführer Rudolf Haindl daran. So blieb ihr Auschwitz-Birkenau erspart. Dort kam Felix Kolmer nach einer Selektion durch den SS-Arzt Josef Mengele in den Lagerabschnitt B II e, in dem zuvor Sinti und Roma eingesperrt gewesen waren. Da ihm die Arbeit in einer Schwefelgrube drohte, schmuggelte er sich im letzten Moment in einen Transport zum Außenlager Friedland des KZ Groß-Rosen. Als im Mai 1945 bereits der Kanonendonner der heranrückenden Roten Armee zu hören war, nutzten er und einige andere Gefangene die Dunkelheit eines Stromausfalls zur Flucht. Die 400 verbliebenen Häftlinge wurden noch kurz vor der Befreiung des Lagers von der SS ermordet. 
Nach dem Krieg gründete Felix Kolmer mit Liane eine Familie. Er studierte Physik und wurde Professor für Akustik mit weltweiter Forschungs- und Vortragstätigkeit. Felix Kolmer ist ein einflussreicher Zeitzeuge, Präsident der Theresienstädter Initiative, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Prag und Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Tschechien, Prag, 2014

Text und Bild alle Rechte © by Stefan Hanke 

...bis zum 6. Januar ist die Ausstellung noch im Dokumentationszentrum in Nürnberg zu sehen.

Weitere Ausstellungstermine von "KZ überlebt" in 2017:
Tschechisches Kulturministerium in Prag, Tschechien  26.01 -03.03.2017  
Kunst-und Gewerbeverein e.V. Regensburg 25.03. - 30.04.2017
Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Polen, 14. Juni bis 12. September 2017, zur 70. Jahrfeier des Bestehens des Staatlichen Museums.
Neues Theater, Pilsen, Tschechien, ab Oktober bis Dezember 2017

Alle Geschichten der KZ-Überlebenden sind ebenfalls in dem gleichnamigen Buch nachzulesen. 

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