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Pfadfinden trifft Wissenschaft

11.04.2016  |  Internationales

Bericht von der 4. Fachtagung Pfadfinden vom 19.-21.02.2016 in Oberwesel 

Wie vor 2 Jahren bei der 3. Fachtagung Pfadfinden in Mainz vom 21.-23. Februar 2014 zum Thema "Pfadfinden weltweit" hat der Pfadfinder Hilfsfond e.V. wieder zu einer Fachtagung eingeladen. Zusammen mit Romeo (einem Pfadfinder vom Deutscher Pfadfinderbund Mosaik (DPBM) aus Senden bin ich wieder zu dieser Fachtagung gefahren.
Das Jugendgästehaus Oberwesel befindet südlich von Koblenz neben der Schönburg am Rhein. Nach ca. 4 Stunden Autofahrt waren wir am Ziel. Ca. 100 Pfadfinder aus dem gesamten Bundesgebiet von den verschiedensten Pfadfinderverbänden/--organisationen und zwei Pfadfinder als Gäste aus Österreich waren gekommen. Der RdP hatte diese Fachtagung (neben anderen Organisationen und Sponsoren) mit unterstützt. Ca. 1/4 der Gesamtteilnehmer waren Pfadfinder innerhalb des RdP (DPSG, PSG, VCP und BDP). 10% der Gesamtteilnehmer waren wie ich von der DPSG. Besonders hervorheben möchte ich unter den Teilnehmern Volker Lindhauer (früheres Mitglied vom AK Internationales DV Münster - jetzt DPSG Referent Bundesleitung in Neuss) und Jens Lübbe (Geschäftsführer RdP in NRW).

Die Fachtagung:

Pfadfinden trifft Wissenschaft - Tagungsreihe zur wissenschaftlichen Analyse des Pfadfindens

Tagungskonzept der 4. Fachtagung Pfadfinden 19. – 21. Februar 2016

Jugendgästehaus Rheintal-Jugendherberge Oberwesel am Rhein
Veranstalter: Kooperation Fachtagung Pfadfinden
Schirmherrin: Frau Malu Dreyer, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz 

Die Fachtagung mit dem Titel „Pfadfinderische Beziehungsformen und Interaktionsstile“ ist die vierte Tagung einer seit 2010 längerfristig geplanten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Pfadfinderbewegung, die als erfolgreiche Form der Kinder- und Jugendarbeit dennoch bisher nur unzureichend theoretisch und empirisch reflektiert wurde.

Die vierte Fachtagung folgte ihrem erprobten Profil, setzte damit die Reihe der Tagungen 2010, 2012 und 2014 fort und bleibt im eingespielten zweijährigen Rhythmus der Tagungsreihe. Neu war die deutlich verbreiterte Basis der Veranstalter durch neu hinzugewonnene Kooperationspartner. Damit hoffte der PHF (Pfadfinder Hilfsfond), inhaltliche Vielfalt und Breite der Themen sowie organisatorische Kontinuität in der Zukunft zu sichern.

Pfadfinderische Beziehungsformen und Interaktionsstile

Die vierte Tagung begann mit einer Einführung in die Grundbegriffe und Grundformen des Lernens jenseits der schulischen Erziehung. Ausgangspunkt ist das Spiel des Kindes, das Erlebnis als emotionale Erfahrung, die sich in ein darstellendes Spiel für andere erweitern kann. Ein paralleler Weg kann über das entdeckende Lernen zur musischen Erziehung und zur ästhetischen Bildung führen. (Prof. Dr. Johannes Bilstein, Kunstakademie Düsseldorf) In den sechziger Jahren ist von diesen Formen des Miteinanders in Deutschland und Österreich bereits ein Impuls für eine andere Pädagogik ausgegangen. (Philipp Lehar, MA, Universität Innsbruck)

Zu prüfen ist, wie weit diese Umstellung der Erziehung in der Pfadfinderschaft durch die Impulse von Mädchen- und Frauengruppen (mit-)veranlasst wurde. (Dr. Susanne Rappe-Weber / Frauke Schneemann M.A., Burg Ludwigstein) Im Hauptteil der Tagung standen die Unterschiede, die die Beziehungsformen und die Interaktionen kennzeichnen. Dabei wurde der Versuch einer Unterscheidung von scoutischen, bündischen, erotischen, homoerotischen Beziehungsformen vorgenommen. Neben einer Einführung wurde ein exemplarischer Materialblock zu den Themen komponiert, der nach der Einführung in fünf Workshops parallel bearbeitet wird. (Sven Reiß, MA, Annemarie Selzer u. a.) Daran anschließend folgte ein zusammenfassender Vortrag, der die ambivalenten Seiten der unterschiedlichen Nähe- und Distanzbeziehungen im Blick auf Gewalt und Missbrauch in den Mittelpunkt stellte. (Prof. Dr. Meike Sophia Baader, Universität Hildesheim). Den Tag schloss ein Podiumsgespräch mit dem Publikum und den Referenten.

Nach so viel Auseinandersetzung um Nähe und Distanz nahm der Sonntagvormittag bewusst einen Themenwechsel vor und wendete sich der weitgehend unbekannten Biografie des jüdischen Gründers des Deutschen Pfadfinderbundes (1909/1911) zu. Wie kam es, dass Alexander Lion die Gestapohaft in Berlin überlebte, während sein Bruder mit seiner Frau im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurde? (Dr. Stephan Schrölkamp, Berlin, / Prof. Dr. Wilfried Breyvogel, Universität Duisburg- Essen)

Am Ende der Tagung stand ein Blick auf Ergebnisse einer neuen qualitativen Studie zur Milieuspezifität des Engagements in Jugendverbänden, in der auch Mitglieder des VCP befragt wurden (Prof. Dr. Helmut Bremer, Universität Duisburg-Essen) sowie ein Bericht über Ergebnisse einer Pilotstudie zur herkunftsbezogenen sozialen Zusammensetzung von Pfadfindergruppen (Prof. Dr. Karl Düsseldorff, Universität Duisburg-Essen) Er hinterfragte die häufig anzutreffende externe Zuschreibung, Pfadfindergruppen seien Rekrutierungsfeld für gesellschaftliche, ökonomische, kulturelle und politische Eliten.

Die Tagung schloss mit einem Blick in die Zukunft der Pfadfinderschaft und die Chancen, die aus der wissenschaftlichen Forschung und Begleitung entstehen würden. (Prof. Dr. Wilfried Breyvogel)

Veranstalter war die „Kooperation Fachtagung-Pfadfinden“ in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Wilfried Breyvogel und Prof. Dr. Helmut Bremer.

(Quelle: Presseartikel vom PHF)

Fazit

Für mich persönlich war diese Fachtagung (wie vor 2 Jahren auch) eine interessante Veranstaltung. Eine Bereicherung mit interessanten Impulsen für das Pfadfinden vor Ort und ein Treffen, viele interessante Pfadfinder inner- und auch außerhalb der RdP kennenzulernen. Da auch einige Funker anwesend waren konnte ich wieder Werbung für das nächste JOTA-JOTI vom 15. bis 16. Oktober 2016 machen. Die Rückfahrt verging wie im Fluge - nach ca. 2 3/4 Stunden Autofahrt waren wir wieder sicher im südlichen Münsterland angekommen. An dieser Stelle möchte ich mich noch für die Mitfahrt bei Romeo bedanken. Wir beide freuen uns auf die nächste Fachtagung Pfadfinden 2018.

Gut Pfad

Johnny B.

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