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Faire Kohle: Kokosnüsse als Rohstoff für nachhaltiges Grillen

Rund 90 Prozent der Grillkohle in Deutschland werden aus dem Ausland importiert, allein 2015 waren das laut Statistischem Bundesamt 227.000 Tonnen. Ein Großteil davon stammt aus Ländern des Südens, wo zur Herstellung von Grillkohle meist Primärwald gerodet wird. So finden sich auch seltene Tropenhölzer in den konventionellen Kohlen aus dem Supermarkt, die jeden Sommer tonnenweise in Deutschlands Gärten und Parks verheizt werden. Hier möchte die Faire Kohle alles anders machen. Ihr Ausgangsmaterial ist ein Abfallprodukt in etlichen Landstrichen auf den Philippinen: Kokosnussschalen.

„Wir beschäftigen derzeit sechs feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und noch einmal so viele in der Hauptsaison“, erklärt Efrin, Erfinder und Konstrukteur der bisher einzigen Kohlebrikett-Maschine in der Region. Der Sprecher des Dorfes in der Nähe von Davao City zeigt sichtlich stolz auf die Tagesproduktion der Fairen Kohle, die auf langen Holzbänken zwischen Kokospalmen in der Sonne trocknet. Auch im Dorf Surop, rund drei Autostunden von der ratternden Brikettmaschine entfernt, dreht sich alles um die Kokosnuss. Die bis zu 25 Meter hohen Kokospalmen werden hier auf dem Land „Baum des Lebens“ genannt. Nicht ohne Grund, die Ernte der Pflanze ist äußerst ertragreich. Im Produktionsprozess vieler unterschiedlicher Kokosprodukte fallen die Halbschalen der Nüsse als Abfallprodukt an und sind deshalb ein nachhaltiger Rohstoff für die Faire Kohle.

Damit diese auf dem heimischen Grill verwendet werden kann, werden halbierte Kokosschalen zu Hunderten in Betonbecken verkohlt und anschließend zu Pulver gemahlen. In großen Säcken und auf direktem Wege landet das Kohlepulver schließlich in Efrins eigens gefertigter Brikettmaschine. Wenn es nicht regnet, läuft diese auf Hochtouren und produziert bis zu einer Tonne der noch weichen Kohlebriketts. Nach einem Tag Trocknungszeit kann das Endprodukt dann vor Ort verpackt und zu sechs Einheiten in ausrangierten Bananenkisten gebündelt werden. Von Efrins Stelzenhaus bis zu den Containerschiffen im Hafen Davao, wo die Kohle einmal im Jahr verschifft wird, sind es dann nur noch 30 Kilometer.

Seit jeher werden die getrockneten Kokosschalen auf den Philippinen als Brennmaterial verwendet. Der traditionelle Brennstoff ist CO2-neutral, da in der Schale durch Photosynthese Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden wurde. So wird aus der verkohlten Kokosschale die ideale Grundlage für ein nachhaltiges Grillen - im fernen Inselstaat wie auch in Deutschland.

Text: Benjamin Eckert

Mehr zur Aktion unter: Faire Kohle